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ratDVD

In amerikanischen Medien wurde die Software bereits mehrfach als Schreckgespenst der Filmindustrie bezeichnet. RatDVD, ein neuer Star am Himmel der Filesharing- und Film-Rekodier-Szene sorgt für mächtig Wirbel. Die Programmierer versprechen, dass mit dem Tool eine Film-DVD samt aller Menüs und Extras auf rund zwei Gigabyte reduziert werden kann, ohne Einbußen in der Bildqualität hinnehmen zu müssen. Ob ratDVD wirklich hält, was die Entwickler der Universitäten Århus und St. Petersburg versprechen, haben wir für Sie untersucht.

Übersicht:
1. Gratis-DVD-Kopiertool: ratDVD
2. Bildqualität und Performance
3. Bildqualität und Performance - Teil 2
4. Fazit

RatDVD ist ein kleines und sehr einfach zu bedienendes Tool, das ungeschützte DVDs einliest und in ein anderes Format umwandelt. Die Benutzeroberfläche ist recht spartanisch gehalten und problemlos zu bedienen. Neben einem Qualitätsregler finden sich dort noch Auswahlfenster für Menüs, Extras und alle vorhandenen Tonspuren.

Neu in der aktuellen Version 0.75 ist ein Suchfenster für Filminformationen. Alle Extras können einzeln deaktiviert werden, was die umzuwandelnde Datenmenge auf ein vernünftiges Maß schrumpfen lässt. Ebenso können die Tonspuren für einzelne Videos im Originalformat übernommen, rekodiert oder vollständig entfernt werden.

Rekodiert werden die Audiodaten in Dolby Digital 2.0 Virtual Surround. Das Format besitzt zwei echte Kanäle und simuliert die beiden Surroundkanäle ähnlich dem alten Dolby Surround. So kommt man dennoch in den Genuss von Surroundsound, spart sich aber rund die Hälfte der Datenmenge.

Wurden die Daten erfolgreich umgewandelt, liegt ein ".ratDVD-File" auf der Festplatte, das sich mit vielen Playern abspielen lässt. Es handelt sich dabei um einen modifizierten ZIP-Archiv-Kontainer, der eine DVD-ähnliche Datenstruktur enthält. Da das Video samt Menü und Extras nur aus einer einzigen Datei besteht, ist es vor allem für die Weitergabe von Videos geeignet. Für diesen Zweck wurde ratDVD, laut den Entwicklern, auch geschaffen.

Einmal nach ratDVD umgewandelte Videos können ebenso leicht wieder in das übliche DVD-Format zurückverwandelt werden. In der neuesten Version wurde eine Funktion implementiert, mit der die ratDVD-Files wieder in DVD-Daten umgewandelt und direkt danach auf DVD geschrieben werden können. Außerdem werden ISO-Dateien unterstützt. Die Funktionen setzen auf die Nero 6-API auf, weshalb Nero Burning Rom 6 installiert sein muss.

Bildqualität und Performance:
Die Bildqualität hinterlässt einen etwas zwiespältigen Eindruck. Verglichen mit einem sehr stark transcodierten Film von zum Beispiel Nero Recode oder CloneDVD, ist das ratDVD-Bild wesentlich besser. Das Bild flimmert nicht auf und es treten auch nur minimale Blockartefakte auf.

DivX oder XviD und vor allem ein moderner AVC-Encoder wie Nero-Digital zeigen jedoch, dass es sehr viel besser geht. Selbst MPEG-2 mit einem hochwertigen Encoder ausgegeben zeigt mindestens dieselbe Qualität wie ratDVD. Bei ratDVD fällt vor allem das sehr stark weich gezeichnete Bild und der Detailverlust auf. Dies relativiert sich allerdings wieder, wenn der Film auf einem normalen Fernseher angesehen wird. Durch die relativ schlechte Bildqualität vieler Rohrengeräte schrumpfen die Unterschiede in der Bildqualität auf ein Minimum zusammen.

Die neueste Version 0.75 des ratDVD-Projekts bietet statt dem bisherigen Modus "Constant Quality" noch einen zweiten. Der "Constant Average Bitrate" genannte Modus verspricht eine bessere Bildqualität unter Ausnutzung einer variablen Bitrate. Im Gegensatz zum alten Modus kann hier die Endgröße vorhergesagt werden – außerdem wird die durchschnittliche Bitrate angezeigt.

Die Bildqualität war ausgesprochen gut, jedoch mussten wir beim Test ein seltsames Phänomen beobachten: Das ausgegebene ratDVD-File war immer rund doppelt so groß, wie vorher vom Encoder angenommen. Dieser Bug sollte dringend behoben werden. Eine Vorschau auf die Bildqualität gibt es leider immer noch nicht. Ob die Bildqualität oder Dateigröße zufrieden stellend ist, erfährt der User erst hinterher. Die Programmierer arbeiten jedoch an einer Lösung.

RatDVD war bisher nicht wirklich schnell. Die Umwandlung der Filmdaten beanspruchte sehr viel Rechenzeit. Das hat sich auch mit dem neuen Berechnungsmodus "Constant Average Bitrate" nicht geändert – ganz im Gegenteil. Im Test wurden die Filme noch ein ganzes Stück langsamer berechnet als bisher. Im Geschwindigkeitsvergleich zu guten Transcodern wie Nero Recode ist der Unterschied gewaltig.

Die Umwandlungsdauer hängt stark von der verwendeten Qualitätsstufe ab. RatDVD brauchte bei einem unserer Testclips mit 9:45 Minuten Länge bei 95% Qualität 15 Minuten. Bei 70% 11 Minuten, bei 50% nur noch 8 Minuten aber bei 120% gar 21 Minuten. Darüber hinaus beeinflusst auch die Komplexität des Films die Rechenzeit. Um unseren üblichen Testfilm mit über zweieinhalb Stunden Länge in eine ratDVD mit 95% Qualität umzuwandeln, war das Programm knapp 6 Stunden beschäftigt. Der "Constant Average Bitrate"-Modus war rund 40% länger bei der Arbeit. Die Rückverwandlung der ratDVD in eine Video-DVD geht jedoch bedeutend schneller.

Das Hauptaugenmerk der Entwickler lag bisher auf der Entwicklung eines funktionierenden Codecs. Vor allem sollte die DVD-Navigationsstruktur problemlos übernommen werden können – dies ist auch sehr gut gelungen. Die weitere Entwicklung wird sich vermehrt der Verbesserung der Bildqualität und Performance widmen – was in der neuen Version durch den zusätzlichen Kompressionsmodus auch zum Teil erreicht wurde.

Sehr schön gelungen ist die Tag-Implementation in ratDVD, ähnlich der von MP3 bekannten ID3-Tags. Über eine Suche bei IMDB (Internet Movie DataBase) werden die wichtigsten Informationen über einen Film ausgelesen und im ratDVD-Filme gespeichert. So wird die Archivierung zum Kinderspiel. Neu ist außerdem noch, dass die Analysedaten eines Films anonym im Internet gespeichert werden können und so anderen Usern zur Verfügung stehen. Dies spart vielen Benutzern wertvolle Zeit.

Fehler:
Die niedrige Versionsnummer lässt erahnen, dass ratDVD noch nicht perfekt funktioniert. Bei uns im Test traten jedoch fast keine Probleme auf, andere User klagen jedoch über Abstürze. Das ratDVD-Format ist auch noch nicht ganz ausgereift.

Im Gegensatz zur Version 0.6 hat sich jedoch bereits einiges getan. Viele Bugs im Abspielcodec wurden beseitig – so funktioniert jetzt beispielsweise die Anzeige der Spieldauer oder direktes Anspringen einer Szene. So manches Mal verweigerte der Mediaplayer aber den Dienst und spielt das ratDVD-File nicht ab. Ein erneutes Abspielen schaffte hier meist Abhilfe.

Fazit :
JDas Freeware-Tool ratDVD ist eine ordentliche Software, die – auch in Anbetracht der niedrigen Versionsnummer – sehr gut abschneidet. Bildqualität und Geschwindigkeit bieten allerdings noch immer beträchtlichen Raum für Verbesserungen.

Der große Pluspunkt von ratDVDs ist, dass der Hauptfilm samt Menü und allen Extras mit in das kompakte Format übernommen werden. Die Bedienung ist einfach und bei unseren Tests lief die Software ohne Probleme oder Abstürze.

ratDVD ist kein Must-Have, bietet jedoch viel Potenzial für zukünftige Versionen.

 
ID: 891
eingestellt am: 22.09.2005
Autor: Bernd Schiedl
Status zum lesen: Gast
gelesen: 7074
Webseite: www.dreamcodes.com
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