Keine Körbe 1
Die meisten Flirtinteressenten glauben, dass man sich beim Ansprechen auf der Piste etwas Besonderes einfallen lassen müsse. Dem ist natürlich nicht so, wie viele Experimente und Forschungsprojekte aus der Sozialpsychologie belegen. Die Einfachheit siegt! Sehen Sie, das Entscheidende beim Flirten liegt nicht in dem, was man ausspricht, sondern im unbewussten Zusammenspiel der Körpersprache zwischen zwei Menschen. Flirtbereitschaft entsteht lange vor der eigentlichen ausgesprochenen Anmache, nämlich wenn beim ersten Anblick Signale des Wohlgefallens gesendet werden, z.B. Lächeln, Präsentation der sekundären Geschlechtsmerkmale usw. Ich lege daher unbedingt ans Herz, Ausgefallenes und Humorvolles im Großen und Ganzen außen vor zu lassen, denn sonst streuen wir des Öfteren Sand ins Getriebe. Gerade wir Männer dürfen bedenken: In unserer Kultur werden Frauen dazu erzogen, Männern einen Korb zu geben, die aus dem gesellschaftlichen Rahmen fallen und etwa sagen: »Hey, Baby, gib mir mal deine Telefonnummer, ich habe meine vergessen.« Und schon wird die Nase gerümpft und die Scheuklappen fallen herab.
Ich gehe von genau drei angebrachten Methoden des Ansprechens aus – für beide Geschlechter:
1. Methode der Alternativfrage;
2. Methode des nicht- zielgerichteten Kommentars zur gegenwärtigen Situation;
3. Methode der Banalität.
Die folgende Darstellung behandelt die Methode der Alternativfrage.
Geschlossene Fragen sind beim Anbandeln auf jeden Fall zu umgehen, egal ob wir alleine oder im Duett unterwegs sind. Die Frage »Hallo, können wir uns zu dir stellen?« und »Hallo, darf ich dir einen Kaffee ausgeben?« o.Ä. vermitteln zwar eindeutig die Bereitschaft zum Gespräch und näheren Kontakt, provozieren aber die Gefahr eines vorschnellen Nein. Es geht sozusagen hopp oder top. Ist das Pendant aus irgendeinem Grund nicht zum Flirten aufgelegt, dann kann dieser Mensch nur entgegnen: »Du, das ist nett, aber es tut mir leid, denn [...].« Und schon gibt es einen Stich in die Magengrube, denn wir beziehen den Korb gleich einmal auf unsere Person. Das ist schlecht. Wer präventiv und mit Verstand vorgehen will, der setzt keine geschlossenen Fragen ein. Die Methode der Alternativfrage sieht daher vor, dass die Chance zum Verneinen freundlicherweise gleich im ersten Satz mitgegeben wird. Weil ich nie wissen kann, was in meinem Gegenüber vorgeht. Ich lasse ihm doch lieber erst mal Handlungsspielraum. Ich persönlich platziere im ersten Satz immer das Wort »oder«. Mein Gegenüber kann nämlich gerne selber entscheiden, ob sich eine Intensivierung des Kontakts ergeben soll oder nicht.
Beispiel: Ein gleichgeschlechtliches Zweiergespann ist donnerstagabends auf der Piste unterwegs – sehr oft zu beobachten übrigens. Eine Anmache nach dieser Methode adressiert an diese interessanten Menschen würde lauten: »Hallo, macht ihr heute einen Frauenabend (bzw. Männerabend) oder dürfen wir uns zu euch an den Tisch setzen?« (z.B. im Café, in der Disco, Kneipe usw.) Wer mit Ihnen flirten will, bejaht den Wunsch, wer nicht, aus welchen Gründen auch immer, erwähnt den Frauen- oder Männerabend. So muss keiner das Gesicht verlieren oder einen Korb kassieren. Gut, nicht? Traditionellerweise ist nebenbei derjenige Mensch, der als Erstes sagt: »Ja klar, setzt euch doch!«, an einem näheren Kontakt mit der fragenden Person interessiert. Denn das Unbewusste, d.h. unser Gefühlsbereich, entscheidet sofort, ohne Reflexion wird positiv oder negativ reagiert. Sind wir also zu zweit unterwegs, dann haben sich die Flirtpaare gleich gefunden. Nämlich der Frager und die bejahend agierende Person sowie die beiden, die übrig bleiben. Wenn wir alleine auf Achse sind, dann können anziehende Menschen ebenso auf diesem Weg angesprochen werden. Dabei ist natürlich nebensächlich, wo wir uns gerade befinden. Etwa im Café: »Hallo, darf ich dir einen Milchkaffee ausgeben oder bist du gerade anderweitig beschäftigt?« – Supermarkt: »Hi, hast du nach dem Einkauf noch Zeit, um einen Kaffee mit mir zu trinken oder hast du schon etwas anderes vor?« – Erlebnisgastronomie: »Hallo, trinkst du einen Long Drink mit mir oder bist du mit jemanden verabredet?« Präventiver geht es kaum, oder?
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