Bewerbungsfoto
Fettige Haut oder ungekämmte Haare - bei einem Bewerbungsfoto kann man viel falsch machen. Das kann Folgen haben. Einer Studie des Berufszentrums Nordrhein-Westfalen zufolge scheidet jeder zweite Jobsuchende in Bewerbungsrunden wegen eines schlechten Fotos bereits aus der Vorauswahl aus.
"Wie wollen Sie in den Sekunden des ersten Eindrucks auf Ihren neuen Arbeitgeber wirken?", begrüßt Katy Otto die meisten ihrer Kunden. Denn die Berliner Fotografin weiß, dass der berühmte erste Eindruck unmittelbar mit dem Bewerbungsfoto zusammenhängt: "Ich hatte einmal einen Kunden, der beim Bewerbungsgespräch von der Sekretärin mit den Worten ,Ach, Sie sind der mit dem schönen Bild’ empfangen wurde!"
Fehler: Leichtfertiger Umgang mit dem Lichtbild
Umso mehr erstaunt die Spezialistin für Bewerbungfotos, wie leichtfertig viele mit dem Thema umgehen. "Die Präsentation ist heute wichtiger denn je. Und da der Personalchef den Bewerber nun mal nicht kennt, entscheidet er aufgrund des Fotos, ob der Betroffene sympathisch, seriös, kompetent, freundlich und dynamisch wirkt." Eine Feststellung, der auch Karriereberater zustimmen. "Wer ein schlechtes Foto auf den Lebenslauf klebt, der kann sich das Porto gleich sparen, denn er bringt sich um den Erfolg seiner Bewerbung", weiß die Stuttgarterin Sylvia Lehmann.
Was aber kennzeichnet ein gutes Bewerbungsfoto? Zunächst einmal, dass es nicht von der Stange ist: "Passbilder aus dem Automaten am Bahnhof oder gar private Urlaubsbilder disqualifizieren den Bewerber, und auch billige Serien vom Fotografen sollte man lieber nicht verwenden", so Lehmann. Wobei "billig" relativ ist: Zwischen 10 und 100 Euro muss ein Bewerber für ordentliche Fotos bezahlen - eine Investition, die sich zweifellos lohnt, wenn man das spätere Gehalt dagegen aufrechnet.
In die Bewerbung gehören Porträtfotos
Oftmals verwechseln Bewerber Porträt- mit Passfotos. "Das Passbild ist für amtliche Ausweise, dort muss beispielsweise für die Identifikation ein Ohr sichtbar sein. Bei einem Bewerbungsfoto aber stört das frei liegende Ohr", ist sich der Leipziger Fotograf Gerhard Wetzig sicher. Auch im Bildhintergrund gibt es beträchtliche Unterschiede: "Der glatte, helle Hintergrund von Passbildern irritiert auf Porträtfotos. Gute Fotografen wählen Farbübergänge oder bearbeiten das Bild nachträglich noch per Weichzeichner", erläutert Wetzig.
Denn technisch sind derlei Dinge kein Problem mehr: Fotografen wie Katy Otto beispielsweise arbeiten im Bereich von Bewerbungsaufnahmen nur noch digital. Erhielt der Kunde früher Negative, so gehört nun die gebrannte CD mit allen Fotos zum Service. "Ich mache während der Sitzung 50 bis 60 Aufnahmen und übe so mit dem Kunden gemeinsam den richtigen Blick. Von diesen Fotos lege ich dann bei nächsten Termin die zehn besten schon fertig gedruckt und beschnitten vor", erklärt Otto. "Der Bewerber kann sich dann das Foto raussuchen, von dem er sich den besten Effekt erhofft."
Tipp: Beratung vor dem Fotoshooting
Ein derartiger Aufwand ist natürlich keine Sache von wenigen Minuten. Gute Fotografen bieten darum stets vor der Sitzung ein Beratungsgespräch an. Dort erfahren die Bewerber Details zur Kleidung und zum perfekten Äußeren. Katy Otto geht sogar noch einen Schritt weiter: Eine Visagistin ist bei jeder Sitzung dabei und sorgt mit kleinen aber wirksamen Mitteln für die Stimmigkeit des Bildes. "Denn selbst ein perfekt ausgeleuchtetes Foto kann unangenehm wirken, wenn beispielsweise fettige Haut zu sehr glänzt", erklärt die Fotografin.
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung wirken Bewerbungsfotos besser, wenn sie nicht im Passbild-Format verwendet werden. "Ich empfehle meist das etwas größere Format von sechs mal neun Zentimetern, aber auch 45 mal 65 Millimeter sind ansprechend", weiß Wetzig. Immer mehr seiner Kunden greifen zu Querformaten, allerdings empfiehlt der Fachmann hier Zurückhaltung: "Wer von der Norm abweicht, fällt natürlich auf. Die Bewerbung muss dann aber auch halten, was das Bewerbungsfoto verspricht."
Die richtige Kleidung auswählen
Für die richtige Kleidung gibt es eine einfache Regel: Auf dem Foto sollte man das tragen, was man in der angestrebten Position gewöhnlich trägt. "In den vergangenen Jahren wurde die starre Anzug-Krawatte-Regel gelockert", erklärt die Karriereberaterin Sylvia Lehmann. "Nur wer später auch mit Anzug und Krawatte arbeiten muss, beispielsweise Bankangestellte, muss dies auf dem Foto auch explizit tragen."
Einer Glaubensfrage kommt die Wahl zwischen Farbfoto oder Schwarz-Weiß gleich. Nach dem Farbboom infolge der Einführung digitaler Fotografie besinnen sich nun viele Branchen wieder auf das klassische Schwarz-Weiß. "Bewerber für kreative Berufe fahren mit derlei Fotos am besten", glaubt Lehmann, die aber auf einen wichtigen Unterschied hinweist: Eine Untersuchung ergab nämlich, dass männliche Personalchefs eher Farbfotos bevorzugen, während ihre weiblichen Kollegen gern das künstlerische Schwarz-Weiß vorziehen.
Das Foto in Szene setzen
Unterschiedliche Möglichkeiten gibt es für die Präsentation des Fotos. Zwar wird es meist in die rechte obere Ecke des Lebenslaufes geklebt, doch einige Firmen wünschen für das Foto eine eigene Seite in der Bewerbungsmappe. Dass ein gutes Foto letztlich ein erster Schritt zum Erfolg ist, hat Katy Otto, die sich seit drei Jahren als Bewerbungsfotografin spezialisiert hat, schon oft erfahren. "Ein Kunde beispielsweise hat zehn Bewerbungen abgeschickt. Bei acht Firmen wurde er zum Gespräch geladen, am Ende hatte er vier Angebote." Zweifellos hatte der junge Mann aufgrund seines Lebenslaufs beste Voraussetzungen für einen Job. Mit einem schlechten Foto wäre er den Personalern aber vielleicht nicht sofort ins Auge gestochen.
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